NLA WO 7 Alt

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Justizkanzlei

Laufzeit 

1500-1744

Bestandsdaten

Geschichte des Bestandsbildners 

Die Justizkanzlei war bis zur Zeit der westfälischen Besetzung 1808 neben dem Hofgericht oberstes Landesgericht des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel. Die konkurrierende Gerichtsbarkeit beider Institutionen reicht ins 16. Jh. zurück. Im 17. Jh. ist die Ratsstube oder Kanzlei im engeren Sinne als Dienststelle der Justiz tätig. Das Hofgericht, das kein stehendes Gericht war, sondern nur zu bestimmten Gelegenheiten tagte, trat allmählich zurück. Im 18. Jh. war die Zuständigkeit der Justizkanzlei für civilia und criminalia sowie Lehns- und Grenzsachen eindeutig definiert. Der Begriff Justizkanzlei begegnet anscheinend erst seit 1754.

Stand: Februar 1986

Bestandsgeschichte 

Die von der Justizkanzlei hinterlassenen Prozeßakten, die den Hauptteil des Bestandes 7 Alt ausmachen, sind fast ausschließlich civilia. Die Akten gliedern sich in eine ältere und eine jüngere Prozeßregistratur.

Die ältere Prozeßregistratur umfaßt ca. 23000 Parteisachen und Prozesse von 1521 bis ins 18. Jh.. Die Hauptmasse der Akten stammt aus dem 17. Jh.. Sie sind nach dem Alphabet des Klägers gelagert und in einem elfbändigen Repertorium des 18. Jh. verzeichnet (7 Alt Fb. 3 - 13, kein Vollalphabet). Ein Index vom Anfang des 20. Jh. erschließt Kläger und Beklagte (7 Alt Fb. 14). Die ältesten Akten des 16. Jh. sind in einem 1984 erstellten Hilfsfindbuch in chronologischer Folge erfaßt (ca. 3100 Akten). Die Akten der älteren Prozeßregistratur sind nach Anfangsbuchstabe des Klägernamens und Nr. zu zitieren (z. B. 7 Alt A 1).

Die jüngere Prozeßregistratur umfaßt in zwei Serien ca. 5500 Prozesse aus der Zeit von 1629 bis 1808. Die Akten stammen nahezu alle aus dem 18. Jh.. Sie wurden 1832 verzeichnet und indiziert (s. 36 Alt 503 u. 504; serienübergreifender Index in Neufassung nach 1900: 7 Alt Fb. 2). Zitiert wird nach Serie und Nr. (Serie 1 = 7 Alt V; Serie 2 7 Alt Va).

Der neugebildete Teilbestand 7 Alt Nachtrag umfaßt weitere 2865 Akten aus der Zeit von 1537 bis 1808. Der Schwerpunkt liegt wiederum auf dem 18. Jh.. Ein Teil der hier vereinigten Akten war bislang völlig unverzeichnet, für einen anderen Teil lagen ältere Verzeichnisse aus der Zeit um 1900 und ein Zettelverzeichnis von ca. 1957 vor. An älteren Verzeichnissen, die nun ersetzt sind, waren vorhanden:

- 7 Alt Fb. 15 (nach Alphabet des Klägers, 2 Serien)
- 7 Alt Fb. 16 (nach Alphabet des Klägers)
- 7 Alt Fb. 17 (nach Alphabet des Klägers, 2 Serien).

Diese bisher benutzten Findmittel nennen meist nur die Nachnamen der Prozeßgegner und sind in der Angabe der Laufzeiten fast durchweg unvollständig (keine Differenzierung nach Bänden). Das Fehlen eines Index hatte zur Folge, daß Namen auf der Beklagtenseite nicht gesucht werden konnten. Für 114 Akten lag ein Zettelverzeichnis von H. Kleinau vor. Diese Akten entstammten überwiegend dem Bestand Grenzregistratur (26 Alt, s. Konkordanz: Alte Archivsignatur). Die
übrigen Akten, für die keinerlei Verzeichnisse vorhanden waren, lagerten vor Abgabe an das Archiv z. T. zeitweise bei den Amtsgerichten Gandersheim und Seesen sowie in anderen Behörden (s. Konkordanz: Alte Registratursignatur; AG = Amtsgericht, KD = Kreisdirektion, KG = Kreisgericht, Gebh. = Gebhardshagen, Wolf = Wolfenbüttel).

Bei der Verzeichnung wurde vor allem auf die Erschließung des umfangreichen Personennamenmaterials Wert gelegt. In Darin - Vermerken wird auf Urteile von Juristenfakultäten, auf Karten, Inventare, Rechnungen, Auktionskataloge etc. hingewiesen (s. Index der Sachen: Karte, Universität, Vormundsschaftsrechnungen, Kuratelrechnungen, Administrationsrechnungen etc.). Da die beiden älteren Prozeßregistraturen nach Alphabet des Klägers aufgebaut sind, wurde die gleiche Anordnung der Aktentitel auch für das Findbuch 7 Alt Nachtrag vorgenommen. Um die Akten überschaubarer zu machen, wurden sie im Findbuch nach Jahrhunderten gegliedert (Teil 1).

Die Hauptmasse der insgesamt 2865 Aktenbände stammt aus dem 18. Jh.. Aus dem 16. Jh. erscheinen ca. 50 Bände, während das 17. Jh. mit rund 250 Bänden vertreten ist. Auf den Anfang des 19. Jh. entfallen ebenfalls ca. 250 Bände. Gesondert aufgeführt wurden einige vielbändige Familienprozesse überwiegend aus dem 18. Jh. (Konkurse, Nachlaßsachen etc.). Da hier oft eine Vielzahl von Klägern auftritt, erschien es nicht ratsam, die Akten nach dem Alphabet des Klägers auseinanderzureißen (in Teil 1 ließ sich dies bei kleineren Aktengruppen nicht immer ganz vermeiden). Im Teil 3 wurden einige erhaltene Inquisitionssachen zusammengestellt (doch begegnen einzelne solche Verfahren auch in den anderen Teilen).

Im Index der Personen erscheinen die gesamten Personennamen jahrhundertübergreifend in alphabetischer Folge. Diese Personenmaterial wird ortsbezogen durch den Index der geographischen Begriffe noch einmal erschlossen, wobei auf die Wiedergabe der Vornamen verzichtet, jedoch Berufsangabe oder Titel aufgenommen wurde. Darüber hinaus erscheinen im Ortsindex Institutionen, Gebäude und weitere Sachbegriffe. Der Index der Sachen erfaßt v. a. die Prozeßgegenstände, Besitzqualitäten und andere juristische Sachbegriffe (der unzählige Male wiederkehrende Begriff Forderung und anderes wurden nicht berücksichtigt).

Bei der Benutzung mehrbändiger Prozeßakten ist zu bedenken, daß einzelne in 7 Alt Nachtrag aufgeführte Bände möglicherweise durch Akten v. a. der jüngeren Prozeßregistratur ergänzt werden könnten und umgekehrt.

Stand: Februar 1986


Für die Verwaltungsakten der Justizkanzlei und die Akten über Standeserhöhungen und Testamente lag bislang nur ein sehr unübersichtliches Findbuch von 1795/1860 mit Nachträgen vor. Die Akten wurden nun neu verzeichnet, wobei die bisherige Gliederung erhalten blieb. Es konnten eine Reihe von noch unverzeichneten Aktenbänden einbezogen werden, die bei der Bearbeitung des Teilbestandes 7 Alt Nachtrag angefallen waren. Hinzugenommen wurden ferner die Depositensachen der Justizkanzlei und des Hofgerichts, die bislang in einem Teilbestand 7 Alt Fb. 19 vereinigt waren. Fb. 19 stammte wie das alte Fb. 1 aus dem 18./19. Jahrhundert.

Stand: Februar 1989


Vermerk vom 13.10.1791: "Vermöge der im Fürstlichen Archiv Schr. I vorhandenen Nachrichten und Designationen über die Theilung der nach Herzogs Friedrich Ulrich Absterben hinterbliebenen Communarchive zu Wolfenbüttel und Braunschweig, sind von den vorhandenen Acten in Partheisachen die Buchstaben A, B, C, E, F, H, M, N, P, V, Y, Z nach Hannover gekommen. Die Buchstaben D, G, I, K, L, O Q, R, S, T, W, X aber sind zu Wolfenbüttel verblieben; und hätte man also aus jenen Buchstaben keine Acta die über 1634 oder 35 im Alter zurückgehen, hier zu erwarten; wovon sich doch häufig das Gegentheil zeigt. Vorstehendes ist nemlich von einer späteren a. 1661, 65 u. 69 geschehenen Theilung der Processacten zu verstehen: bei einer frühern und schon a. 1635, 36, 37 geschehen stärkern Theiling sind die Acten nach den Privinzen gehörig separirt u. weggegeben ..."

Einige Fach Akten in Kriminalsachen wurde im 19. Jh. gestohlen. Vgl. Prozessakte 38 Neu 6 Nr. 450.

Enthält 

Verwaltungsakten, Jüngere Prozessregistratur (ca 5.500), Ältere Prozessregistratur, nach Alphabet des Klägers gelagert (ca 23.000), neugebildeter Teilbestand Prozessakten (2870).

Literatur 

J.L.J. Dedekind, Einleitung zum Prozeß der Herzoglich Braunschweig-Wolfenbüttelschen Gerichte 1776.

W. Ohnsorge, Zur Geschichte der Kanzlei und des Hofgerichts zu Wolfenbüttel im 16. und 17. Jh., in: Beiträge zur Geschichte des Gerichtswesens im Lande Braunschweig, hrsg. von W. Spiess, Braunschweig 1954, S. 9 - 37, bes. S. 28 ff.

Findmittel 

Das handschriftliche Findbuch aus dem 18. Jahrh. wurde im Rahmen eines DFG-geförderten Projekts in den Jahren 2019-2021 retrokonvertiert (gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)- Projektnummer: 420561946).
Die Erschließungsinformationen des Niedersächsischen Landesarchivs stehen unter CC0 1.0-Lizenz und dürfen kostenlos heruntergeladen, weiterverwendet und weitergegeben werden.

Weitere Angaben (Bestand)

Umfang in lfd. M. 

468,4

Bearbeiter 

Dr. Ulrich Schwarz (1986, 1989)

Informationen / Notizen

Zusatzinformationen 

Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet