Identifikation (kurz)
Titel
Nachlass Ernst-Viktor Rengstorf und Gisela Mohr
Laufzeit
1935-1950
Bestandsdaten
Geschichte des Bestandsbildners
Ernst August Victor Ludwig Rengstorf, geb. am 10.2.1913 in Hann.-Münden als Sohn des Pastors Johann Heinrich Friedrich Wilhelm Rengstorf (29.4.1872-28.03.1932) und der Anna Mohr (24.09.1878 - 12.12.1958), Schwester des Pastors Gustav Mohr (s.u.). Nach dem Abitur 1931 Studium der Theologie in Bethel und ab 1932 in Göttingen; I. theol. Prüfung am 13.3.1936; Vikariat vom Mai bis Sept. 1936, Besuch des Predigerseminars Erichsburg vom Herbst 1936 bis Herbst 1938; II. theol. Prüfung am 9.9.1938, ordiniert am 2.2.1939; seit 1939 Pastor coll. in Verden; Heirat am 28.11.1941 mit seiner Kusine 1. Grades, Gisela Mohr (s.u.); ab 1942 – nach kurzem Kriegseinsatz wg. schwerer Erkrankung entlassen - Pastor in Rössing, 1949 II. Pastor in Rotenburg, 1953 Pastor in Bledeln; verstorben am 8.8.1954.
Gisela Mohr wurde am 3.6.1914 als Tochter des Pastors Gustav Elias Berthold Karl Mohr (*8.7.1880, Osterode/Harz; + 12.03.1945, Himmelspforten) geboren. Nach Abbruch der Schule 1931 Ausbildung in Haushaltsführung in Reinhausen (Göttingen), 1933-1935 Ausbildung zur „Säuglings- und Kleinkinderschwester“ an der Universitäts-Kinderklinik Göttingen, 1935 Prüfung; vom 15.4.1935 bis 1.5.1936 in der Landesfrauenklinik Hannover tätig, dann bis 1938 Stationsschwester in der Göttinger Kinderklinik; von November 1938 bis Mai 1940 Hauspflegerin im Forstamt Strelitz Alt. Am 28.11.1941 Heirat mit Ernst Viktor Rengstorf (s.o.); am 3.11.1942 Geburt des Sohnes Rudolf Rengstorf; verstorben am 1.5 1994 in Hannover.
Gustav Elias Berthold Karl Mohr, geb. am 8.7.1880 in Osterode/Harz als Sohn des Pastors Karl Julius Mohr (ab 1882 I. Pastor an der Neustädter Kirche/Hannover).
Gustav Mohrs ältere Schwester, Anna Mohr, geboren am 24.9.1878 heiratete 19.09.1902 Pastor coll. Wilhelm Rengstorf (s.o.).
Mohr wuchs im 1883 erbauten neuen Pfarrhaus an der Roten Reihe auf, welches heute noch steht (direkt gegenüber LKA); Einschulung Ostern 1887 in der Höheren Elementarschule am Clevertor, ab Ostern 1891 am Kaiser-Wilhelm Gymnasium, Abitur Ostern 1901 am Lyceum II (Kaiserin-Auguste-Gymnasium, heute Helene-Lange-Schule, Linden).
Ab WS 1901 Studium der Theologie in Göttingen; bestand im zweiten Durchgang das II. Staatsexamen mit Hilfe seines Schwagers Wilhelm Rengsdorf Ostern 1906; 1906/07 Anstellung als Hauslehrer bei der Familie von Plate im Kehlinger Land (Niederelbe), 1907-1909 erstes Vikariat in Lüchow; am 25.3.1909 II. Staatsexamen; nach 14-tägigen Tätigkeit als Hilfsprediger seines Vaters an der Neustädter Kirche am 22.9.1909 dort ordiniert; Pastor coll. in Himbergen; 1909 Versetzung nach Himmelsthür auf den Posten des Sekretärs beim Leiter des dortigen Frauenheims. Ab 17.10.1910 Pastor coll. in Grasberg bei Worpswede, 1911-1913 Pastors coll. in Oldendorf (Himmelspforten). Am 6.6.1912 Heirat mit Dora Brünjes; ab 9.4.1913 II. Pfarrstelle an St. Cosmae-Nicolai in Stade. Dort blieb die Familie Mohr bis 1934.
1931 versuchte Gustav Mohr, sich auf eine Stelle in Elstorf (Nähe Buxtehude) zu bewerben. Hintergrund war, dass Mohr mit den DC und den Nationalsozialisten sympathisierte, während sein Mitpastor Starcke ein liberaler Theologe und Demokrat war. Bereits 1933 war Mohr der NSDAP beigetreten. Nach der Auflösung der gewählten kirchlichen Vertretungen am 24.6.1933 wurde Mohr am 29.06. zum Unterbevollmächtigten für den KK Stade-Osten eingesetzt und war an der Gleichschaltung der Kirche beteiligt. Der Konflikt zwischen den beiden Pastoren spitze sich im Laufe des Jahres 1934 zu und ist im Tagebuch Gustav Mohrs (nicht Teil des Bestandes) festgehalten. Eine Zusammenfassung der Ereignisse auf dem Höhepunkt des Kirchenkampfes, die beispielhaft für die Konflikte zw. Anhängern des DC und der BK stehen, findet sich aber in der dem Nachlass beiliegenden Familienchronik (S. 58-64). Die erwünschte Versetzung erfolgte am 8.9.1934 nach Sievershausen.
1934-1938 Pastor in Sievershausen (Peine). Hier war Mohr dem Superintendenten Rahn unterstellt, einem Parteigenossen und Anhänger der DC, der eine ausgeprägte Feindschaft mit Landesbischof Marahrens pflegte und in Mohr einen Verbündeten sah. Der Fanatismus Rahns und der daraus resultierende Konflikt führten letztlich dazu, dass Gustav Mohr 1.6.1937 aus der NSDAP austrat und in zur Bekennenden Kirche überwechselte. Zwischenzeitlich hatte Gustav Mohr zwei Herzinfarkte (31.1.1936, März 1937). Mitte März 1938 erreichte Mohr endlich die lang erwünschte Versetzung nach Himmelspforten, wo er am 8.5.1938 eingeführt wurde; dort am 12.3.1945 verstorben.
Bestandsgeschichte
Der Nachlass Rengstorf-Mohr wurde am 4.6.2013 von Frau Stuckrad-Barre (geb. Rengstorf) dem Landeskirchlichen Archiv Hannover übergeben. Er umfasst zum kleineren Teil die persönliche Korrespondenz zwischen Gisela Mohr und ihren Eltern aus dem Zeitraum 1940-1944 sowie mit Ernst Victor Rengstorf aus den Jahren 1932-1937. Zum überwiegenden Teil besteht der Nachlass aus handschriftlichen Predigten zu Amtshandlungen (Taufen, Trauungen, Trauerfeiern) aus der Tätigkeit Ernst Victor Rengstorf als Pastor von 1935 bis 1950. Die Briefe wurden transkribiert, die Übertragungen liegen als Computerdrucke dem handschriftl. Schriftgut bei. Die Predigtsammlung ist unbearbeitet, ihr liegen aber chronologisch geordnete Übersichten über sämtliche Amtshandlungen Pastor Rengstorf von 1935 bis 1950 bei.
Zu dem Nachlass gehört eine ausführliche Chronik der Pastorenfamilien Mohr und Rengstorf, umfassend die Jahre 1880-1945 von Viktor Rengstorf (2007).
Der Bestand wurde im November 2017 von Dipl.-Archivar Rainer Kasties M.A. erschlossen und im Niedersächsischen Archivportal Arcyinsys verzeichnet. Desgl. wurde der Nachlass in der Online-Erschließungsplattform KALLIOPE eingepflegt.
Siehe
Korrespondierende Archivalien
Verwandte Bestände: B 07 Personalakten; B 04 Pfarrwitwen (Anna und Gisela Rengstorf); D 24 betr. Superintendent Rahn
Weitere Angaben (Bestand)
Umfang in lfd. M.
0,3 m
Bearbeiter
Dipl.-Archivar Rainer Kasties M.A.