NLA ST Rep. 3 Marien

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Beschreibung: Bestand

Identifikation (kurz)

Titel 

Benediktinerkloster St. Marien zu Stade - Urkunden

Laufzeit 

1307-1654

Bestandsdaten

Kurzbeschreibung 

Das Kloster wurde 1141/42 gegründet und 1165 als Kloster geweiht, 1648 erfolgte die Auflösung.
Findmittel: Repertorium des Königlichen Archives zu Stade, 1. Theil, enthält das chronologische Verzeichniß des Originalarchivs, geordnet und verzeichnet von D[iedrich] Möhlmann, 1847 (maschinenschriftlich).
Umfang: 14 Nummern

Bestandsgeschichte 

1. Zur Geschichte des Benediktinerklosters St. Marien zu Stade

Die Kirche des Benediktinerklosters St. Marien vor den Toren der Stadt Stade wurde 1142 von dem Bremer Erzbischof Adalbero geweiht. Die Gründung des Klosters ging auf die Familie der Vögte von Stade zurück. Als Gründer werden die Brüder Dudo, Adeko und Ricbert, die Söhne des Vogtes Alvericus, genannt. Im Jahr 1147 erfolgte die Bestätigung des neuen Klosters durch den Erzbischof von Bremen, einige Jahre später - zwischen 1154 und 1159 - auch die des Papstes Hadrian. Eine wesentliche Rolle bei dem Gründungsvorgang kam dem Benediktinerkloster Harsefeld zu, welches nicht nur das Gebiet des eigentlichen Klosterbezirks vom Bremer Erzbischof eingetauscht und zur Verfügung gestellt, sondern auch den ersten Konvent von St. Marien aus seinen Reihen besetzt hat. Der erste große Kirchenbau - die Holzkapelle von 1142 scheint bald den Ansprüchen nicht mehr genügt zu haben - wurde im Jahr 1165 vom Erzbischof Hartwig von Bremen geweiht.

Das Stader Benediktinerkloster entwickelte sich im Lauf des 13. Jahrhunderts zu einer Institution, welche anscheinend intensiv in die Slawenmission östlich der Elbe eingebunden war. Das kurz vor 1227 gegründete Benediktinerkloster Dobbertin in Mecklenburg wurde mit Mönchen des Stader Marienklosters besetzt, die jedoch vermutlich nach der zwischen 1231 und 1234 vorgenommenen Umwandlung Dobbertins in ein Frauenkloster nach Stade zurückkehrten. Bis zum Jahr 1243 aber verfügte das Stader Kloster noch über umfangreichen Besitz in Dobbertin, der erst in diesem Jahr dem dortigen Kloster verkauft wurde.

Verhältnismäßig oft wurde der Abt des Stader Marienklosters bei Streitigkeiten östlich der Elbe im päpstlichen Auftrag zum Schlichter berufen. Auch Reliquienschenkungen aus dem Osten deuten auf ein entsprechendes Engagement des Klosterkonvents hin. Vor dem Hintergrund des nach 1144

ausbrechenden Streitigkeiten zwischen den Bremer Erzbischöfen und Herzog Heinrich dem Löwen bzw. seinen Erben läßt sich für das Marienkloster ein starker welfischer Einfluß feststellen, der sich auf die Besetzung der Stelle des Abtes niederschlug, aber auch zu Schenkungen für das Kloster führte. So schenkte Herzog Heinrich von Sachsen, Pfalzgraf bei Rhein, dem Marienkloster im Jahr 1204 seinen Hof Haddorf und den Wald Villah. Erst mit dem Vergleich zwischen dem Haus Braunschweig-Lüneburg und dem Erzstift Bremen im Jahr 1236 endet der welfische Einfluß.

In dieser Zeit wirkte kurzfristig mit dem Abt Albert auch der bekannteste Leiter des Stader Marienklosters, der 1232 zum Abt gewählt wurde, aber schon 1240 das Benediktinerkloster verließ, um in das wohl durch seine maßgebliche Förderung entstandene Stader Franziskanerkloster St. Johannis einzutreten und hier u. a. seine Weltchronik, die sogenannten Stader Annalen, zu verfassen. Für den Konvent des Marienklosters zeitigte die kurze Phase von Alberts Pontifikat wohl eine regelrechte Zerreißprobe, da der den Mönchen offensichtlich von außen aufgedrängte Abt ganz offen nach der Umwandlung des Benediktinerklosters in ein Zisterzienserkloster strebte.

Im späten 15. Jahrhundert sorgten die politischen Verwicklungen des Bremer Erzbischofs Johann Rhode für die Verlegung des Klosters. Der mit dem Erzbischof verfeindete Herzog Magnus von Sachsen-Lauenburg hatte die sogenannte "Schwarze Garde", einen berüchtigten Landsknechtshaufen, angeheuert, der im Jahr 1499 in das Erzstift Bremen einfiel. Zur Sicherung der Stadt Stade gegen die Söldnertruppe wurde das vor den Mauern der Stadt liegende Kloster abgebrochen; die Mönche fanden in Stade Aufnahme. Im Jahr 1502 wurde auf Vermittlung des Erzbischofs ein Vertrag über die Anlage einer neuen Klosteranlage auf der Südseite des Platzes Am Sande in Stade geschlossen. Das

Prämonstratenserstift St. Georg überließ den Benediktinern zu diesem Zweck die hier liegende Heilig-Geist-Kapelle.

Im Jahr 1509 wurde das Stader Marienkloster auf Veranlassung des Erzbischofs Johann Rhode in die Bursfelder Kongregation aufgenommen. Die Reformimpulse der Kongregation verliefen allerdings schon seit dem Tod des Abtes Gerhard Rhode im Jahr 1529 im Sande, wenngleich sich der Konvent gegenüber der Reformation noch einige Zeit lang als stabil erwies. Hatte sich die neue Lehre in der Stadt Stade, wo im Jahr 1522 die ersten lutherischen Prediger aufgetreten waren, bis 1545 durchgesetzt, so fiel die Abtswahl des Konvents noch im Jahr 1568 auf den altkirchlichen Lüder Busche. Während Lüders Pontifikat scheint dann der Konvent mehrheitlich zum Protestantismus übergewechselt zu haben, denn die Abtswahl des Jahres 1583 stand ganz offensichtlich unter dem Eindruck der Lösung von der katholischen Kirche.

Nach der Besetzung des Erzstifts Bremen durch Truppen der katholischen Liga im Jahr 1628 wurde der vorhandene lutherische Konvent durch katholische Mönche ersetzt. Der neu eingesetzte Abt Emmerich Funckler nahm die seit 1529 eingegangene Bindung an die Bursfelder Kongregation wieder auf. Der Einfall der Schweden in das Erzstift im Jahr 1632 machte allerdings alle Erneuerungsversuche zunichte. Der abgedankte lutherische Abt Clemens von der Kuhla und die lutherischen Konventualen konnten das Kloster wieder in Besitz nehmen. An diesem Stand änderte auch die Neutralisierung des Erzstifts im Jahr 1636 nichts.

Das Erzstift Bremen wurde im Jahr 1645 erneut durch schwedische Truppen erobert. Die staatsrechtliche Übertragung des Erzstifts an die Krone Schweden durch den Westfälischen Frieden von 1648 hatte dann die Aufhebung des Klosters zur Folge, dessen Besitzungen noch im Jahr 1648 an die Stadt Stade bzw. 1648/49 an den Kammerrat Nikolaus von Höpcken doniert

wurden. Die eigentlichen Klostergebäude an der Südseite des Platzes Am Sande in Stade behielt sich die schwedische Provinzialregierung vor; sie dienten bis zu ihrer Zerstörung während der dänischen Belagerung im Jahr 1712 als Dienstgebäude für die Stader Mittelbehörden, namentlich Regierung, Justizkollegium, Hofgericht und Konsistorium.


2. Zur Geschichte des Bestandes

Der zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Staatsarchiv Hannover gebildete Urkundenfonds "S. Mariae zu Stade" enthielt nur zwölf Urkunden aus der Zeit von 1307 bis 1654. Im November 1992 gelangte eine Urkunde des Marienklosters aus dem Jahr 1595 aus der DDR über die Außenstelle Dornburg des Bundesarchivs und das Hauptstaatsarchiv Hannover nach Stade und wurde dem Urkundenbestand einverleibt (Nr. 12). Eine weitere Urkunde aus dem Jahr 1421 war als Einband verwendet worden und ist nach der Ablösung von der Handschrift bzw. dem Aktenband - die Herkunft ist leider nicht festgehalten worden - dem Urkundenbestand hinzugefügt worden (Nr. 13). Somit umfaßt der Rep. 3 Marien in seiner jetzigen Gestalt 14 Urkunden aus der Zeit von 1307 bis 1654, wobei eine Urkunde des Klosters Himmelpforten von 1473 (Nr. …..) hier eigentlich am falschen Platz liegt, mangels eines eigenen Bestandes Rep. 3 Himmelpforten aber im Bestand des Marienklosters belassen wurde.

Der Bestand Rep. 3 Marien war bis zum Jahresende 2006 über eine maschinenschriftliche Fassung des in den 1840er Jahren von Diedrich Möhlmann bearbeiteten Gesamtrepertoriums der Urkunden des Stader Regierungsarchivs zu erschließen. Die dürftigen Regesten der Urkunden des Bestandes Rep. 3 Marien wurden im Lauf des Jahres 2006 durch neue Vollregesten ersetzt und per EDV verzeichnet. Zum Jahresende 2006 hin konnte der Unterzeichner ungeachtet seiner zwischenzeitlich erfolgten Versetzung vom NLA - Staatsarchiv Stade an das NLA - Hauptstaatsarchiv Hannover die

EDV-Erschließung des Bestandes zum Abschluß bringen.

Neben der beschriebenen torsohaften Urkundenüberlieferung des Stader Marienklosters sind im Staatsarchiv Stade im Aktenarchiv des Erzstifts Bremen 36 Akten aus der Zeit von (1312) 1561 bis 1651 mit Unterlagen zur Geschichte des Klosters vorhanden (Rep. 5b Fach 82). Eine dieser Akten mit das Marienkloster betreffende Urkundenabschriften aus der Zeit von 1334 bis 1600 (Fach 82 Nr. 228a) wurde im Jahr 1969 vom Staatsarchiv Osnabrück nach Stade abgegeben, entstammt aber der Registratur des Osnabrücker Fürstbischofs Franz Wilhelm von Wartenberg und gehört somit provenienzmäßig strenggenommen nach Osnabrück. Im Bestand des Staatsarchivs Stade Rep. 27 (Reichskammergericht) sind zwölf Prozesse aus der Zeit von (1336) 1570-1651 mit Beteiligung des Klosters überliefert; v. a. enthält die Akte G 1274 Bd. II: Auszüge aus den Klosterregistern 1336 und 1462-1593.

Einzelne Archivalien zur Geschichte des Klosters sind im Archiv des Stader Geschichts- und Heimatvereins überliefert, u. a. die Donationsurkunde für Nikolaus Höpcken von 1647 (StA Stade Dep. 10 Urk. Nr. 123), ein Einnahme- und Ausgaberegister des Klosters von 1652 (StA Stade Dep. 10 Nr. 1243) sowie Listen der Äbte von der Gründung des Klosters 1142 bis 1622 bzw. 1627 (StA Stade Dep. 10 Hs. Nr. 46 und Nr. 51).

Im Stadtarchiv Stade werden ein Kopiar des Klosters mit Urkundenabschriften von 1498 bis 1577 (Handschriften StB IX) sowie Akten des Klosters selbst und der Verwaltung der Güter nach der Säkularisation durch die Stadt aus der Zeit von 1546 bis 1768 verwahrt (StH Fach 30-39). Der Urkundenbestand des Stadtarchivs enthält darüber hinaus die Verträge mit der Stadt über die Verlegung des Klosters zu Beginn des 16. Jahrhunderts sowie die Donationsurkunden der schwedischen Königin Christina aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Zahlreiche Informationen zur

Geschichte des Klosters sind den ab 1286 vorliegenden Stadtbüchern zu entnehmen (Handschriften StB I-VIII).


3. Literaturhinweise:

Jürgen Bohmbach (Bearb.), Urkundenbuch der Stadt Stade (Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens im Mittelalter, 4), Hildesheim/Stade 1981.

Jürgen Bohmbach, Eine Stadt entsteht. Fakten und Phantasien zur Frühgeschichte Stades, in: Stader JB NF 76 (1986), S. 18-29.

Carl-Wilhelm Clasen/Oskar Kiecker/Gottfried Kiesow, Die Kunstdenkmale der Stadt Stade (Die Kunstdenkmale des Landes Niedersachsen, 32), Textband, München 1960.

Wilhelm Heinrich Jobelmann/Wilhelm Wittpenning, Geschichte der Stadt Stade, 3 Teile, in: Stader Archiv AF 3 (1869), S. 1-262, 4 (1871), S. 1-247 und 5 (1875), S. 1-322 und S. 524-528; hier 3, S. 103-126.

Wilhelm Klinsmann, Geschichte der Herzogtümer Bremen und Verden in den Jahren 1648 bis 1653, in Stader JB NF 17 (1927), S. 1-157.

Karl Ernst Hermann Krause, Die Aebte zu St. Marien vor Stade von 1351-1411, in: Archiv des Vereins für Geschichte und Alterthümer der Herzogthümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln zu Stade 1 (1862), S. 172-174.

Karl Ernst Hermann Krause, Addenda, in: Archiv des Vereins für Geschichte und Alterthümer der Herzogthümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln zu Stade 1 (1862), S. 178-192.

Karl Ernst Hermann Krause, Todesfälle von Stader und Harsefelder Conventualen. Aus einem Protocollbuche des Provinzialcapitels des Benedictinerordens, jetzt im Landdrostei-Archiv zu Stade, in: Archiv des Vereins für Geschichte und Alterthümer der Herzogthümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln zu Stade 2 (1864), S. 299.

Karl Ernst Hermann Krause, Zur Geschlechtstafel der Gründer des Stader Marienklosters und der Vögte von Stade, in: Archiv des Vereins für Geschichte und Alterthümer der Herzogthümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln zu Stade 3

(1869), S. 269-282.

Karl Ernst Hermann Krause, Eine Nachlese, in: Archiv des Vereins für Geschichte und Alterthümer der Herzogthümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln zu Stade 3 (1869), S. 322.

Otto Heinrich May (Bearb.), Regesten der Erzbischöfe von Bremen, Bd. 1 (787-1306) (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen, 11), Bremen 1937.

Arend Mindermann, Adel in der Stadt des Spätmittelalters. Göttingen und Stade 1300 bis 1600 (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, 35), Bielefeld 1996.

Johann Hinrich Pratje, Nachricht von dem ehemaligen Marien-Closter vor und in Stade, 2 Teile, in: Ders. (Hrsg.), Altes und Neues aus den Herzogthümern Bremen und Verden 9 (1777), S. 73-134 und 10 (1778), S. 129-158.

Johann Hinrich Pratje, Etwas von der Kayserlichen Commißion in Stade Pro restituendis bonis ecclesiasticis, in: Ders. (Hrsg.), Altes und Neues aus den Herzogthümern Bremen und Verden 10 (1778), S. 159-178.

Heinz-Joachim Schulze, Stade - St. Marien, in: Ulrich Faust (Bearb.), Die Benediktinerklöster in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen (Germania Benedictina, 6), St. Ottilien 1979, S. 463-482.

Heinz-Joachim Schulze, Die Urkunde Kaiser Konrads II. vom 11. Dezember 1038 und der erzbischöfliche Markt in Stade, in: Stader JB NF 81/82 (1991/92), S. 52-62.

Brigide Schwarz (Bearb.), Regesten der in Niedersachsen und Bremen überlieferten Papsturkunden 1198-1503 (= Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens im Mittelalter, 15), Hannover 1993

Bernhard Wirtgen, Die mittelalterlichen Spitäler in der Stadt Stade, in: Richard Drögereit (Hrsg.), Erlebtes, Erzähltes, Erforschtes. Festgabe für Hans Wohltmann zur Vollendung des 80. Lebensjahres am 8. Dezember 1964 (Einzelschriften des Stader Geschichts- und

Heimatvereins, 19), Stade 1964, S. 218-239; hier S. 223-228.

Hans Wohltmann, Die Geschichte der Kirchen in Stade, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte 41 (1936), S. 56-78.

Hans Wohltmann, Geschichte der Stadt Stade an der Niederelbe, 3. Aufl. (= Einzelschriften des Stader Geschichts- und Heimatvereins, 9). Stade 1956, S. 37-41.

Hannover, den 28. Dezember 2006 Dr. Christian

Hoffmann

Informationen / Notizen

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Abgeschlossen: Nein

teilweise verzeichnet