Identifikation
Titel
1. Kläger/Appellant:
Heinrich Wendt [1605-1683], Bürgermeister und Syndikus zu Osterode, als Vormund der Kinder (Bekl.) des Börries (Liborius) von Wrisberg [1593-1654], danach (1678) Christoph von Wrisberg [1650-1732]; ferner (ab 1684) Maximilian Heinrich von Bayern, Bischof zu Hildesheim (Int.)
2. Beklagter/Appellat:
Graf Gustav zu Sayn-Wittgenstein als Graf zu Hohnstein; Thomas Ludolf von Campen [1616-1681] zu Friedenswunsch und Kirchberg (Kl.), danach (1684) seine Witwe Anna Margareta von Campen [1614-1702]
3.1. Prokuratoren/Kläger bzw. Appellant:
Dr. Jakob Friedrich Küehorn, 1669, Prokurator
sub. Dr. Moritz Wilhelm von Gülchen, 1669, Prokurator
Dr. Heinrich Wilhelm Erhardt, 1678, Prokurator
sub. Dr. Friedrich Heinrich von Gülich, 1678, Prokurator
Lic. Johann Konrad Albrecht von Lauterburg, (1684), Prokurator
3.2. Prokuratoren/Beklagter bzw. Appellat:
Lic. Ulrich Daniel Küehorn, 1669, Prokurator
sub. Dr. Johann Georg Vergenius, 1669, Prokurator
wegen
4. Streitgegenstand:
appellatio
Lehnsstreitigkeiten. Die Erben des Börries von Wrisberg und Thomas Ludolf von Campen stritten um den Besitz und die lehnrechtliche Qualität des Zehnten und des Pfarrlehens zu Nette im ehemaligen braunschweigischen Teil des Großen Stifts Hildesheim. Dabei war insbesondere umstritten, ob diese Güter in ihrer Gesamtheit zu den Lehen der Grafen von Hohnstein unter Oberlehnsherrschaft des Bischofs von Halberstadt gehörten oder ob eine Hälfte des Zehnten zu Nette vom Hochstift Hildesheim lehnrührig war. Des weiteren war strittig, ob bzw. für welchen Betrag der Familie von Wrisberg ein Pfandrecht an den umstrittenen Besitzungen zustand. Nach dem Tod der bisherigen Lehnsinhaber Asmus von Saldern und Klaus von Bortfeld hatte der damalige Landesherr Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg (Wolfenbüttel), der die Rechte aller drei Lehnsherren in seiner Hand
Laufzeit
1669 - 1684
Enthält
vereinigte, seinen Kanzler Dr. Jagemann 1593 und 1597 mit den fraglichen Gütern belehnt. Die Erben des Kanzlers verpfändeten die Güter 1616 für 6000 Reichstaler an die Familie von Wrisberg und gaben sie bei der Rückgabe des Großen Stifts 1643 zu Gunsten der Pfandinhaber an den Bischof von Hildesheim zurück, der die von Wrisberg 1661 mit dem von ihm beanspruchten halben Zehnten zu Nette belehnte. Daraufhin machte Graf Gustav von Sayn-Wittgenstein als Graf zu Hohnstein lehnsherrliche Rechte an dem gesamten Zehnten und dem Pfarrlehen zu Nette geltend, erklärte Jagemanns Erben und alle Übrigen, die von ihnen ihre Rechte ableiteten, der umstrittenen Lehen für verlustig und erteilte Thomas Ludolf von Campen 1661 einen Lehnsbrief für den ganzen Zehnten und das Pfarrlehen zu Nette. Außerdem beantragte er bei der Regierung in Hildesheim ein Manutenenzmandat (Besitzschutzbefehl) zu Gunsten von Campens. 1668 entschied die Regierung, dass die umstrittenen Güter allein von der Grafschaft Hohnstein bzw. dem Stift Halberstadt lehnrührig seien. Die Belehnung durch den Bischof von Hildesheim wurde demzufolge für ungültig erklärte und die von Wrisberg zur Herausgabe der umstrittenen Güter verpflichtet. Die Betroffenen appellierten dagegen an das RKG. Trotz der am RKG schwebenden Appellation wurde von Campen 1668 von der Regierung in die Güter zu Nette eingewiesen. Das RKG bestätigte die vorinstanzliche Entscheidung 1673, ergänzte sie aber insoweit, als von Campen zur Rückerstattung der 3000 Reichstaler verurteilt wurde, für die Adrian von Wrisberg seinerzeit den Zehnten von Jagemanns Erben verpfändet erhalten hatte.
5. Vorinstanz:
Regierung zu Hildesheim 1668
Bd. 1: Priora mit Protokoll 1661-1668
Darin:
Bl. 3r-4r Urteil von Gustav, Graf zu Sayn-Wittgenstein, als Graf zu Hohnstein gegen die von Wrisberg 1661
Bl. 17r-19r, 36r-39v, 42r-48r 4 Lehnsbriefe der Grafen von
Hohnstein für die von Saldern über 4 Hufen Land zu Lengde im Gericht Wiedelah und den halben Zehnten zu Nette, hinsichtlich des Kirchlehens und der zweiten Hälfte des Zehnten zu Nette Mitbelehnung mit den von Linde (1513) und den von Bortfeld (1572-1589) 1513, 1572, 1584, 1589
Bl. 20r Auszug aus dem Hufeschatzregister wegen des Zehnten zu Nette 1620
Bl. 49r-50v Lehnsbrief des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg (Wolfenbüttel) für seinen Kanzler Dr. Johann Jagemann zu Hardegsen und Göttingen 1597
Bl. 57r-59v, 61r-63 Lehnsbrief des Grafen Gustav zu Sayn-Wittgenstein für Thomas Ludolf von Campen 1661; dazu Konsens des Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu Brandenburg als Fürst zu Halberstadt 1666
Bl. 65r-68r, 74r-v, 78r-82r Lehnsbrief des Maximilian Heinrich von Bayern, Bischofs zu Hildesheim, für die von Wrisberg 1661, vgl. dazu die Gesuche des Börries von Wrisberg und später seiner Witwe 1652-1656 und das Schreiben des Bischofs an die Regierung zu Hildesheim 1656
Bl. 131r-138r, 176r-178r Atteste der Regierung, des Domkapitels und des Liebfrauenstifts in Halberstadt zur Frage, ob das Domkapitel 1641 einen Konsens zur Verpfändung des umstrittenen Zehnten erteilen durfte 1667-1668
Bl. 145r-146r, 181r-182r 2 Stammtafeln der Nettischen, Aschwinschen und Plattenburgischen Linie der von Saldern o. J.
Bl. 172r Auszug aus dem Lehnsregister des Hochstifts Hildesheim über die Belehnung des Aschwin von Saldern 1482
Bl. 172r Auszug aus dem Lehnsbrief des Johann IV. von Sachsen Lauenburg, Bischofs zu Hildesheim, für Aschwin von Saldern 1505
Hinweis:
Bl. 1r-375r
Vgl. Hann. 27 Hannover Nrn. 170, 248-249
Band
1
Alte Archivsignatur
W 4340/I
Provenienz
Organisations- und Aktenzeichen
W 3092/I
Ergänzungen
Klassifikation Teil B
wrisberg 2095
Index-Gruppe
GEOB
Göttingen, Stadt, Krs. Göttingen
Halberstadt (Sachsen-Anhalt), Hochstift, Aktivlehen
Halberstadt (Sachsen-Anhalt), Stadt, Krs. Halberstadt
Halberstadt (Sachsen-Anhalt), Stadt, Krs. Halberstadt, Liebfrauenstift
Hardegsen, Krs. Northeim
Hildesheim, Hochstift, Lehensregister
Hildesheim, Hochstift, Stiftsgebiet, Großes Stift, Restitution
Lengde # Vienenburg, Krs. Goslar
Nette # Bockenem, Krs. Hildesheim
Osterode/Harz, Krs. Osterode/Harz
Wiedelah # Vienenburg, Krs. Goslar, Gericht
Institution
Hildesheim, Hochstift, Regierung
PERS
Bortfeld, Klaus von
Bortfeld, von, Familie
Campen, Anna Margarete von, geb. Götz von Olenhusen
Campen, Thomas Ludolf von
Ferdinand von Bayern, Bischof von Hildesheim
Friedrich Wilhelm I., Kurfürst von Brandenburg
Gustav, Graf zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Klettenberg)
Heinrich Julius, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (Wolfenbüttel)
Jagemann, Johann, Dr., wolfenb. Kanzler und Kammerrat
Johann IV. von Sachsen-Lauenburg, Bischof von Hildesheim
Linde, von, Familie
Maximilian Heinrich von Bayern, Bischof von Hildesheim
Saldern, Asche (Aschwin) von
Saldern, Asmus von
Saldern, von, Familie, Stammtafel
Wendt, Heinrich, Bürgermeister und Syndikus
Wrisberg, Borries (Liborius) von
Wrisberg, Christoph von
Wrisberg, von, Familie
Prokuratoren / Advokaten / Notare
Albrecht, Johann Konrad, Lic., 1684
Erhardt, Heinrich Wilhelm, Dr., 1678
Gülchen, Moritz Wilhelm von, Dr., 1669
Gülich, Friedrich Heinrich von, Dr., 1678
Küehorn, Jakob Friedrich, Dr., 1669
SACH
Appellation
Attest, 17. Jh.
Herausgabe, Klage auf, 17. Jh.
Lehen, Kirchen-
Lehen, Pfarr-
Lehenregister, Hochstift Hildesheim
Lehensbrief, 16. Jh.
Lehensbrief, 17. Jh.
Lehensstreitigkeiten, 17. Jh.
Manutenenzmandat
Pfandrecht
Stammtafel
Verpfändung, 17. Jh.
Zehnt, 16. Jh.
Aktion | Typ | Bezeichnung | Zugang | Info |
---|---|---|---|---|
Detailseite | Original | Akte | 0050 / 19 |